Der Lehrkräftemangel ist neben den anstehenden Schulsanierungen eines der Topthemen im Landeselternausschuss. Das Gremium hat dazu einige Forderungen an den Senat formuliert. Die Eltern haben außerdem ein Statement zu Meldeportalen von Parteien beschlossen.

Ein mehrere Punkte umfassender Fragenkatalog zur Lehrerausbildung richtet sich an den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) in seiner Funktion als Wissenschaftssenator. Im Kern geht es um die Frage, wie es die Berliner Landesregierung konkret schaffen will, wie angekündigt die Zahl der Lehramtsabsolventen auf 2000 pro Jahr zu erhöhen.

Wir veröffentlichen den Beschluss des höchsten Elterngremiums vom 16. November im Wortlaut.

Berliner Lehrkräftebedarf

Berlin braucht gut ausgebildete Pädagoginnen und Pädagogen mit voller Lehrbefähigung!

Die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern für die Schulen in unserer wachsenden Stadt muss höchste Priorität haben.
Im Berliner Hochschulpakt 2018 - 2022 haben das Land Berlin und die Universitäten eine Verdopplung der Zahl in Berlin ausgebildeter Lehrerinnen und Lehrer auf jährlich 2.000 beschlossen. Die dafür notwendigen Aufnahmekapazitäten sollen durch zusätzliche Stellen gesichert werden, bei gleichzeitiger Wahrung der hohen Qualität in der Berliner Lehrkräftebildung.
Der Landeselternausschuss fordert den Regierenden Bürgermeister in seiner Funktion als Wissenschaftssenator auf,

♦ umgehend darzulegen, ob die Veröffentlichung der Kultusministerkonferenz zum „Lehrereinstellungsbedarf und Angebot 2018 - 2030“ vom 11. Oktober 2018  in Bezug auf die dort gemeldeten statistischen Zahlen zum Berliner Lehrereinstellungsbedarfs eine Aktualisierung und ggf. Korrekturen des Berliner Hochschulpaktes 2018 – 2022 im Kapitel „Gute Lehrkräfte für die wachsende Stadt“ erforderlich macht,
♦ umgehend zu erläutern, ob die mit den vier Berliner Universitäten - Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität Berlin, Technische Universität Berlin und Universität der Künste Berlin - vereinbarte Steigerung der Ausbildungskapazitäten für die Lehrkräftebildung nach der aktuellen KMK-Prognose in Bezug auf die einzelnen Hochschulen und Lehrämtern ausreicht, um die genannte Zielgröße von 2.000 Absolventinnen und Absolventen im Jahr 2022 zu ermöglichen,
♦ verständlich darzustellen, auf welcher Grundlage die Zielgröße von 2.000 Absolventinnen und Absolventen im Jahr 2022 entwickelt wurde,
♦ zu erklären, welche weiteren Maßnahmen - außer der Kürzung der Zuschüsse - das Land Berlin ergreifen wird, wenn die Zielvorgaben, die mit den Hochschulen ausgehandelt wurden, nicht umgesetzt werden (können),
♦ die Maßnahmen zu erläutern, die laut Hochschulpakt den „Ausgleich des Wettbewerbsnachteils gegenüber Bundesländern, die Lehrkräfte verbeamten“ unterstützen sollen,
♦ umgehend zu veröffentlichen, wie viel Studienanfänger im Wintersemester 2018/2019 für das Lehramtsstudium gewonnen werden konnten und ob bereits eine Steigerung im Vergleich zu den Vorjahren sichtbar ist,
♦ zu konkretisieren, welche zusätzlichen Maßnahmen in Bezug auf die Schwundquote von ca. einem Drittel der Lehramtsstudierenden von Bachelor- zu Masterstudiengang ergriffen werden,
♦ umgehend eine Ausschreibung einer prozessbegleitenden (formativen) Evaluation des Hochschulpaktes 2018 - 2022 bezogen auf den Bereich Lehrkräfteausbildung und Zielvorgaben durch unabhängige, nicht an den Berliner Universitäten, Hochschulen und Fachhochschulen beschäftigte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu veranlassen. Ziel dieser Evaluation durch externe Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist es, mit dem „Blick außerhalb Berlins“ die Kapazitätsplanungen und qualitätssichernden Maßnahmen der Universitäten zu begutachten und kontinuierlich zu optimieren, um die Wahrscheinlichkeit der Zielerreichung zu erhöhen,
♦ umgehend zu prüfen, ob das Konzept der TUM School of Education (Technische Universität München) durch eine bessere Abstimmung der beiden Phasen „Masterabschluss und Vorbereitungs-dienst“ in drei statt vier Jahren zu absolvieren, in Berlin eingeführt werden kann,
♦ zu veranlassen, dass die Berliner Prognose zum Lehrkräftebedarf ab 2019 jährlich veröffentlicht wird und somit alle am Lehrerberuf interessierten Abiturientinnen und Abiturienten jährlich über das fachspezifische Angebot und den fachspezifischen Bedarf an Lehrkräften informiert werden,
♦ in enger Abstimmung mit der Senatsbildungsverwaltung zu garantieren, dass eine entsprechend hohe Anzahl an Praktikumsplätzen für die schulpraktischen Studien sowie ausreichend Plätze im Vorbereitungsdienst für Lehramtsabsolventinnen und -absolventen zur Verfügung stehen

Auch zum Thema „Beschwerdeplattformen“ von Parteien haben sich die Elternvertreter im LEA mit einem Statement zu Wort gemeldet.
Der Beschluss vom 16. November im Wortlaut:

Der Berliner Landeselternausschuss lehnt Meldeplattformen, die durch politische Parteien und Fraktionen initiiert werden, ab. Sie sind keine geeigneten Instrumente für ein konstruktives und kritisches Beschwerdemanagement für die qualitative Verbesserung und Entwicklung der Berliner Schulen, egal vor welchem Hintergrund.
Im Land Berlin existieren vielfältige Wege zur Meldung von Problemen jeglicher Art. Der Berliner Landeselternausschuss empfiehlt den Berliner Eltern, sich nicht an Meldeportalen zu beteiligen und stattdessen die direkte Kommunikation mit den Lehrkräften, Schulleitungen, Elternvertretungen, Schulaufsichten oder der Beschwerdestelle der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie zu nutzen. 

leaberlin.de

 

Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit (Karl Valentin)

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