Seit Donnerstag gilt in Berlin der Corona Stufenplan für die Schulen. Alle Bezirke haben Einordnungen für jede einzelne Einrichtung vorgenommen. Insgesamt ist die Lage vergleichsweise entspannt. Kritik gibt es, weil Kriterien für die Einstufung fehlen und die Zahl der Infektionsfälle weitgehend unklar bleibt.

Die bezirklichen Gesundheitsämter haben in Absprache mit den regionalen Schulaufsichten nach Betrachtung jeder einzelnen Schule 702 Schulen auf Gelb, 170 Schulen auf Orange und zwei Schulen auf Rot gesetzt, teilte die Bildungsverwaltung mit. Letztere seien zwei Oberstufenzentren für Gesundheit, in denen Berufsschülerinnen und -schüler auch in Krankenhäusern und Arztpraxen arbeiten. Das Ergebnis der ersten Einstufungen werde man „nun auswerten und besprechen“. Zur Anzahl der Corona-Infektionen an den einzelnen Schulen wurde nichts mitgeteilt.

Hierzu gibt Neukölln als einziger Bezirk wöchentlich Auskunft, so auch in dieser Woche: „Gegenwärtig gibt es 54 positiv getestete Schülerinnen und Schüler und 23 positiv getestete Mitarbeiter aus dem Schulpersonal in 31 allgemeinbildenden Neuköllner Schulen. Ca. 293 Schülerinnen und Schüler befinden sich zudem in Quarantäne. Somit gibt es in ca. der Hälfte aller Schulen Infektionsfälle. Da sich die Mehrzahl dieser Fälle noch im Feriengeschehen ereignete, hält sich die Zahl der Schülerinnen und Schüler in Quarantäne derzeit in Grenzen.“

Und weiter: „Während in allen Grundschulen die Corona-Ampel auf gelb steht, haben die folgenden vier weiterführenden Neuköllner Schulen in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt und der Schulaufsicht auf „orange“ umgestellt: Clay-Schule (ISS), Albrecht-Dürer-Gymnasium, Ernst-Abbe-Gymnasium sowie Hannah-Arendt-Gymnasium. Ausschlaggebend dafür war dabei nicht allein das Infektionsgeschehen in den Schulen, sondern auch die Lage der Schulen in teils sehr belasteten Corona-Gebieten. (z.B. Ernst-Abbe-Gymnasium – Sonnenallee, Albrecht-Dürer-Gymnasium - Nähe Karl-Marx-Straße)“

Auch aus Marzahn-Hellersdorf gibt es Zahlen, halboffiziell jedenfalls. Stadtrat Gordon Lemm schreibt in einem facebook-Eintrag: „Aktuell haben wir  an unseren Schulen zum Glück nur ein geringes Corona-Aufkommen. An den Grundschulen gibt es derzeit nur an 2 Schulen bestätigte Fälle (GS an der Mühle und Kiekemal-GS), an den Gymnasien aktuell keinen bestätigten Infektionsfall unter den Schüler/innen und an den Sekundarschulen nur an 3 Schulen (Virchow-OS, Casper-David-Friedrich Oberschule und Klingenberg-OS). An den Schulen in freier Trägerschaft gibt es keine aktuellen Fälle.“

Aus Friedrichshain-Kreuzberg gibt es keine Details, aber eine ausführliche Begründung für die Einordnungen in das Ampelsystem des Stufenplans : Alle Grundschulen bleiben weiterhin gelb, „da bisher kein erhöhtes Infektionsgeschehen beobachtet werden kann. Die Zuordnung der Oberschulen und der Sekundarstufe an Gemeinschaftsschulen zum orangefarbenen Bereich ist dadurch begründet, dass Friedrichshain-Kreuzberg allgemein ein äußerst dynamisches Infektionsgeschehen hat. Zudem werden diese Schulformen vielfach von Jugendlichen besucht, die in den Bezirken Mitte und Neukölln wohnen, wo die Inzidenz aktuell ebenfalls hoch ist. Insofern sind in die Entscheidung auch Aspekte der Prävention eingeflossen. Zudem haben sich mehrere Oberschulen bereits im Vorfeld eine Hochstufung auf orange gewünscht.“ Stadtrat Andy Hehmke verspricht zudem „tagesaktuelle Anpassungen“, sollte das Infektionsgeschehen dies notwendig machen.

Wichtig für die Zuordnung zu Stufen ist also einerseits das Infektionsgeschehen im Umfeld der Schule, aber auch die Zahl der Infizierten innerhalb der Einrichtung spielt bei der Bewertung eine große Rolle. Eine Zusammenstellung der Bildungsverwaltung zeigt zwar ein uneinheitliches Bild, ist aber wegen der fehlenden Details zu Infektionen wenig aussagekräftig: In Reinickendorf wurden alle Schulen in die Stufe Orange eingeordnet, hier gilt also überall die Maskenpflicht auch im Klassenzimmer. In 7 Bezirken gilt die gelbe Stufe. In vier Bezirken ergibt sich ein gemischtes Bild, wobei die Grundschulen in der Regel in Stufe gelb bleiben, die Sekundarschulen in Stufe Orange.

Kritik kommt von der Lehrergewerkschaft: „Es ist nicht konkret nachvollziehbar, auf welcher Grundlage die Einstufungen erfolgen. Das trägt zur Verunsicherung in den Schulen bei“, sagt die Vorsitzende Doreen Siebernik. Eine Entsprechung zum bezirklichen Infektionsgeschehen sei nur bedingt zu erkennen. So seien in Neukölln mit 254 Infizierten auf 100.000 Einwohnern nur 4 Schulen in die Stufe „orange“ eingeordnet. In Reinickendorf hingegen wurden alle 63 Schulen „orange“ eingestuft. Dort beträgt laut Senat die Inzidenz 174.

Der Corona-Stufenplan wird jeden Donnerstag in Abstimmungen zwischen Gesundheitsämtern, Schulaufsichten und Schulleitungen festgelegt. Die Schulgemeinschaften erfahren die Ergebnisse am Freitag, die Einordnungen gelten jeweils ab Montag.

 

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