Jedes Jahr, am 14. März, feiern alle Matilden und Mathilden, Matildas und Mathildas sowie sämtlicher Mauds, Mechthilden, Hilden, Tillys und Tildas im In- und Ausland ihren Namenstag. Ihnen zu Ehren empfehlen wir zwei lesenswerte Kinderromane.

Der Gedenktag für die Heilige Matilde erinnert an Mathilde von Ringelheim: Die wunderschöne, anmutige, liebenswürdige und fromme Frau des Königs Heinrichs I., verteilte nach dessen frühen Tode und unter den argwöhnischen Augen des eigenen Sohnes freigiebig Throngelder als Almosen.

Beifällig wollen wir an diesem Tag zwei Matildas unsere Aufmerksamkeit schenken, die wohl die prominentesten ihrer Namensvetterinnen in der Kinderliteratur sind, wobei die eine besonders wohlgeraten, die andere besonders ruchlos ist.

Matilda Dahl

Am bekanntesten ist sicherlich Matilda aus dem gleichnamigen Kinderroman des erfreulich schwarzhumorigen Roald Dahl aus dem Jahr 1988. Die kleine Matilda Wurmwald ist liebenswert, klug und belesen. Und mit ignoranten, oberflächlichen und kriminell veranlagten Eltern geschlagen. Vater Wurmwald betreibt mit innovativen Gaunerstücken erfolgreich einen Gebrauchswagenhandel, die Mutter spielt Bingo.

Matildas einziger Trost sind die Besuche in der Bibliothek und die daraus folgenden Leseabenteuer. Abends sitzt die Familie (einen Bruder gibt es auch) mit ihren Fertiggerichten vor dem Fernseher und weist Matilda in ihre (Klassen-)Schranken. Doch das Mädchen weiß es ihnen heimzuzahlen, dank Hochbegabung und übersinnlichen Fähigkeiten. Als sie schließlich eingeschult wird, trifft Matilda auf eine tyrannische und völlig durchgeknallte Schuldirektorin sowie auf eine hinreißende Klassenlehrerin. Die beiden Frauen sind miteinander verwandt und eine davon ist eine Mörderin.

Illustriert wurde das Buch, wie alle Kinderbücher von Roald Dahl, von Quentin Blake illustriert und Sybil Gräfin Schönfeldt ins Deutsche übersetzt.

Roald Dahl: Matilda

Rowohlt Rotfuchs
Gebundene Ausgabe bzw Taschenbuch mit Ill. von Quentin Blake
18 € bzw. 10 €
8 -12 Jahre

Matilda wurde 1989 mit dem Kinder-Literaturpreis „Kalbacher Klapperschlange“ ausgezeichnet und diese Information bietet eine fantastische Überleitung zum zweiten Kinderbuch, denn:

Klapperschlangen sind für zwei Eigenschaften berühmt: sie sind giftig und sie können für erhebliche Unruhe sorgen, Merkmale, die sie mit unserer nächsten Protagonistin teilen. Doch sind Giftschlangen nicht so heimtückisch wie: Matilda, die so schrecklich log ... von Hilaire Belloc, geschrieben und erschienen erstmalig 1907 innerhalb der Sammlung: Cautionary Tales for Children. Das Gedicht erinnert entfernt an das Hoffmannsche Paulinchen aus dem Struwwelpeter (Paulinchen war allein zu Haus, die Eltern waren beide aus, dann fand Paulinchen das Feuerzeug und trotz der Ermahnungen der Katzen brannte sie sich und das Haus nieder).

Matilda Belloc

Doch Matilda, die gut fünfzig Jahre nach Pauline das Licht der Welt erblickte, war aus anderem Holz als ihre deutsche Vorgängerin. Denn während Paulinchen dem Feuerzeug und den Flammen eine so ehrliche Begeisterung entgegenbringt, die wirklich auf einen sehr schlichten Charakter und geringe Erfahrungswerte schließen lässt, hat Mathilda „… so schlimm gelogen, dass sich die dicken Balken bogen.“
Bei ihrer sehr gut situierten und tugendhaften Tante lebend, ruft das Mädchen die Londoner Feuerwehr, um einen vermeintlichen Brand zu löschen. Die Helfer kommen und löschen und löschen und löschen, und die Tante muss nicht nur die Schäden tragen, sondern auch noch dafür zahlen, dass der sinnlose Feuerkampf eingestellt wird.

Einige Wochen später, die Tante ist alleine in das Theater gegangen, bricht wirklich ein Brand aus: „Matilda gellt durchs ganze Haus! Sie hat getobt, geplärrt, gebrüllt!“ Doch es hilft nicht, denn: „Die Leute sagten Lügnerin!“ Zu guter Letzt: „Aus dem Theater kommt die Tante. Haus längst verkohlt; Matilda brannte.“

Wunderbar gestaltet wurde das Buch von Posy Simmonds, die sich in den letzten Jahren neben ihrer erfolgreichen Arbeit als Cartoonistin, Illustratorin und Autorin einen Namen als Verfasserin von Graphic Novels gemacht hat. Außergewöhnlich an ihrer Arbeit ist, dass sie mit ihren Illustrationen die Geschichte dort vertieft und weiterführt, auch ohne Textvorgabe. So wie in dieser Matilda-Geschichte, in der wir die Ursache für den Brand nur den Bildern der Künstlerin und nicht den Worten Bellocs entnehmen.

Hilaire Belloc: Matilda

Diogenes, 1993
Gebundenes, farbig illustriertes Bilderbuch
Antiquarisch erhältlich
9 -12 Jahre

Unsere Autorin Diana Johanns hat Bibliothekswissenschaften, Literatur und Geschichte studiert, führt seit 2003 die Buchhandlung Hermes in Schöneberg und arbeitet seit 2018 als Schulbibliothekarin in der Schöneberger Sternberg-Grundschule. Die Liebhaberin gedruckter Seiten ist 45 Jahre alt, hat zwei Kinder im Grundschulalter und nur zwei Passionen: Bücher und Schokolade.

 

Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit (Karl Valentin)

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