Der neu gegründete Corona-Kita-Rat will erneute flächendeckende Schließungen von Kitas und Kindertagespflege vermeiden. Ein Schnupfen ist kein Grund, das Kind nicht in die Betreuung zu geben. Und ein Wissenschaftler fasst zusammen: Kinder sind keine Treiber der Pandemie. Das Virus-Update für die kühlere Jahreszeit.

Der Corona-KiTa-Rat hat am 1. September erstmals getagt und soll sich monatlich treffen. Die Runde besteht aus Vertretern der Bundesländer, von Kommunen, Kita-Trägern, Gewerkschaften, dem Bundesverband für Kindertagespflege und der Bundeselternvertretung. Der Rat soll auch Empfehlungen auf Grundlage der Ergebnisse der derzeit laufenden Corona-Kita-Studie erarbeiten.

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Nach Angaben des Bundesfamilienministeriums waren alle Beteiligten sich einig darüber, dass alles Mögliche getan werden muss, um erneute flächendeckende Schließungen von Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegestellen zu verhindern. Mit Blick auf ein wahrscheinliches Ansteigen des Infektionsgeschehens im Herbst sei „der Wunsch nach klaren, einfachen und einheitlichen Regelungen zum Umgang mit Krankheitssymptomen geäußert“ worden. Maßnahmen sollten ausschließlich lokal bzw. regional begrenzt erfolgen. Das heißt, dort wo eine Infektion auftritt, muss sofort reagiert werden, die Infektionsketten müssen verfolgt und wenn nötig einzelne Gruppen und Einrichtungen geschlossen werden.

Derweil hat die Berliner Bildungsverwaltung klargestellt, dass Schnupfen und Husten kein Grund sind, ein Kind von der Betreuung auszuschließen. Erst bei erhöhter Temperatur muss ein Kind zu Hause bleiben. Ob ein Arztbesuch erfolgt, entscheiden grundsätzlich die Eltern. Der Arzt veranlasst bei Bedarf einen Corona-Test. Ist dieser negativ, kann das fieberfreie Kind wieder die Kita besuchen. Bei einem positiven Testergebnis bleibt die Familie in Quarantäne.

Welche Rolle Kinder bei der Verbreitung der Viren spielen ist nach wie vor umstritten. Es deutet aber immer mehr darauf hin, dass jüngere Menschen vor allem im Kita- und Grundschulalter, keine Treiber der Pandemie sind. Aktuell (1. September 2020) berichtet der britische Kinderarzt Alasdair Munro in einem Interview mit der Zeit: „Eine niedrigere Infektionsanfälligkeit scheinen am stärksten Kinder unter zehn Jahren zu haben. Kinder, die älter als 15 oder 16 sind, gleichen eher jungen Erwachsenen. Irgendwo zwischen 10 und 15 gibt es einen graduellen Wandel hin zu mehr erwachsenen Übertragungsdynamiken. Um den Gradienten exakt zu beschreiben, fehlen uns aber die Daten.“

Vieles ist noch unklar und muss noch genauer erforscht werden, sagt Munro. Doch zum Thema Schulöffnungen gibt der Forscher sich gelassen: „Es gibt da sehr viel zu bedenken, aber auch ein paar einfache und günstige Regeln, die sehr gut wirken: feste Kohorten bilden, die sich nicht mischen, und viel Draußensein zum Beispiel. Gleichzeitig verbreiten Kinder dieses Virus weniger stark als andere Atemwegsviren. Das ist eine gute Nachricht, denn es heißt, wir haben etwas mehr Spielraum. Wir können uns erlauben, etwas weniger streng zu sein."
Es habe in Europa eigentlich kein Land gegeben, in dem es nach der Öffnung von Schulen einen deutlichen Anstieg von Fällen in der Gesamtgesellschaft gegeben habe, wenn die Öffnung bei insgesamt niedrigen Fallzahlen stattfand.

Und: „Was mir an der dänischen Vorgehensweise gefällt: In Dänemark hatten die Kinder eine hohe Priorität. Die Regierung öffnete die Schulen sehr schnell nach dem Lockdown wieder. Viele sagen, dass das Vorsichtsprinzip gelte und wir Schulen geschlossen lassen sollten, solange wir nicht wissen, welche Gefahr von ihnen ausgeht. Und natürlich ist Vorsicht geboten. Nur gehen Schulschließungen mit erheblichen Schäden für die Kinder einher. Ich will nur sagen: Wir öffnen oder lassen auch andere Bereiche der Gesellschaft offen, weil wir sie für notwendig halten.“

Eine aktuelle Zusammenfassung (2. September) gibt es beim Deuschlandfunk

Mehr Informationen bietet auch die ARD-Sendung Quarks zum Thema Corona und Kinder. Diese Seite wird regelmäßig aktualisiert.

Der Virologe Christian Drosten beschrieb Anfang August in der Zeit, worauf seiner Meinung nach im Herbst besonders zu achten ist.

Informationen des Robert-Koch-Instituts zu Covid-19

 

Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit (Karl Valentin)

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