Natascha macht Sommerpause. Anlass für eine kleine Rückschau auf fast 100 Buchtipps und einen Blick auf die besonderen, die speziellen, die herausragenden… - die Lieblingsbücher.
Doch zunächst ein wenig Statistik: Natascha hat bisher 97 Kinderbücher empfohlen, im August feiern wir ihren 100. Artikel exklusiv für berlin-familie.de.
Zu den Top Five, also den fünf meistgelesenen Beiträgen, gehören naturgemäß mehrheitlich Artikel aus der Anfangszeit, vier Buchbesprechungen sind aus dem Jahr 2018. Was nicht verwundert - je länger ein Artikel online ist, desto mehr Leserinnen und Leser hat er. Das stimmt natürlich nicht ganz, immer wieder gibt es einige Kinderbuchtipps, die deutlich besser bei unserem Publikum ankommen als andere.
Umso erstaunlicher ist, dass sich auf Platz 4 der fünf meistgelesenen Kinderbuchtipps eines findet, das wir erst in der vergangenen Woche vorgestellt haben. „Toni will ans Meer“ scheint genau die passende Lektüre für die Sommerferien zu sein, das Interesse ist jedenfalls enorm.
Insgesamt betrachtet kommen Sachbücher genauso gut an wie Geschichten und Romane. Gut gemachte Bilderbücher für Kleine finden ebenso das Interesse wie spannend erzählte Erklärbände.
Hier sind nun also die meistgelesenen Buchtipps, Stand 2. Juli 2020:
Ganz unabhängig davon hat Natascha ihre eigene Bilanz gezogen. Spannend: einige der Top Five tauchen auch in ihrem Rückblick auf. Es würde doch mit dem Teufel zugehen, wenn es da keinen Zusammenhang gäbe…
Voilá:
Es ist ein großes Vergnügen
sich mit Kinderbüchern zu befassen. Ich darf das täglich bei meiner Arbeit im Laden machen: Bücher zeigen, aufblättern und die Besonderheiten des jeweiligen Textes, der Illustration oder des Themas hervorheben.
Es ist aber auch schön, Bücher zum Beschreiben auszuwählen. Ich freue mich, wenn ich ungewöhnliche Bücher finde, die sich mit ungewöhnlichen Themen befassen. Beispielsweise das Buch "Die Kackwurstfabrik", das ich als erstes Buch besprochen habe. Es geht in dem Buch ausschließlich um die menschliche Verdauung und allem, was dazu gehört. Uns da ist eine ganze Menge. Denn die richtige Ernährung spielt eine große Rolle.
Ein besonderes Thema behandelt auch das Buch "Im Gefängnis". Denn das gibt es auch: Kinder, die ein Elternteil haben, das im Gefängnis ist. In dem Buch dürfen wir ein Blick in ein Gefängnis werfen.
Ich habe ungewöhnliche Bücher beschrieben: "Die Tangramkatze", die ein Tangram-Puzzle mitliefern. Oder das Buch über Kreisläufe "Es geht rund", das zugeklappt ein Halbkreis ist und wenn man es aufschlägt ein Kreis. Dieses Buch liest man rundherum. "Das Puppenhaus" ist tatsächlich ein kleines Puppenhaus zum Aufstellen. Am Buch "Kleiner Fisch" ist auf intelligente Weise eine Fingerpuppe befestigt, die man so bewegen kann, dass sie auf jeder Seite zu schwimmen scheint.
Kinderbücher sollen Spaß machen, die Freude am Buch wecken und auch zum Lesen animieren. Verschiedene Bücher eignen sich zur Leseförderung. Oft sind es die Sachtexte, die Lesefaule dann doch lesen lassen. Deshalb habe ich auch gerne das "Guinness Buch der Rekorde" besprochen. Das ist ein Buch, das zum Blättern einlädt, aber die Abbildungen sind so spannend, unglaublich, eklig und ungewöhnlich, dass der Text dazu dann gerne auch gelesen wird.
Aber Leseförderung geht auch anders. Wer noch nicht lesen kann, merkt auch ohne Worte, wie ein Buch eine Geschichte erzählt, wenn gar kein Text dabei ist. "Krokodrillo" ist so ein Buch. Wir begleiten ein Krokodil auf seinem Weg zur Arbeit. Es steht auf, zieht sich an, frühstückt und fährt U-Bahn. Der Arbeitsplatz des Krokodils ist die Überraschung am Ende. Das wird uns ohne Text in schönen Illustrationen erzählt.
Es macht mir Spaß
genau hinzuschauen. Wenn ich Bücher auswähle, um über sie zu schreiben, schaue ich noch genauer und hoffe, dass es mir gelingt, auch mit den Augen eines Kindes zu schauen. Denn nicht alles, was wir Erwachsenen gut finden, finden die Kinder auch so gut wie wir. Trotzdem ist dann doch das eine oder andere Buch dabei gewesen, das auch das Erwachsenenherz höher schlagen lässt. Die wunderschön von Benjamin Lacombe illustrierten Bücher "Frida" und "Der Zauberer von Oz" aus dem Jacoby und Stuart Verlag sind sicher für Erwachsene wie Kinder gleichermaßen schön. Das Buch "Die Seidenstraßen" mit seinen Beschreibungen der Handelsbeziehzungen der Länder und durch die Jahrhunderte ist für alle Altersstufen informativ und bereichernd.
Meine erste Pause nach fast anderthalb Jahren lässt mich innehalten und Bilanz ziehen. Ich habe mir noch einmal alle Bücher angeschaut, die ich besprochen habe und habe mir für jede Woche, die ich nicht schreibe, einen Favoriten ausgeguckt.
Diese Bücher habe ich besonders gerne empfohlen:
"Neulich in der Steinzeit"
ist ein wirklich ungewöhnliches Erstlesebuch. Der Tulipan Verlag ist der erste Verlag, der seinen Erstlesebüchern ein Gesicht verpasst hat, das die Bücher wie ein normales Buch aussehen lässt. Es vermittelt dem Kind nicht den Eindruck, dass es nun lesen MUSS. Dieses Buch vereint außerdem drei Dinge: es ist eine Erstlesebuch mit wenig Text, es erzählt eine Geschichte, die in der Steinzeit spielt und es enthält Sachinformationen zur Steinzeit.
"Mitmachbuch"
ist ein auf den ersten Blick eher unscheinbares Buch, auf das mich zuerst mein Sohn im Laden mit den Worten "Das ist wirklich ein tolles Buch" aufmerksam gemacht hat. Man muss es dem Kunden tatsächlich zeigen, denn eigentlich sind die Illustrationen sehr minimiert. Wenn man drei Seiten gezeigt hat und sich das Prinzip erklärt hat, ist eigentlich jeder begeistert. Gerade das Minimalistische macht dieses Mitmachbuch zu etwas ganz Besonderem.
"Wie Tiere denken und fühlen"
ist das erste Kindersachbuch vom Verhaltensbiologen und Wissenschaftsjournalisten Karsten Brensing und mittlerweile sowohl von der Erwachsen- als auch von der Kinderjury zum Kindersachbuch des Jahres 2019 gewählt worden. Auf der Grundlage von neuesten Erkenntnissen erfahren wir anekdotisch und mithilfe von Versuchen Neues und Verblüffendes über die Gefühlswelt von Tieren, das uns anregt, mehr wissen zu wollen und aufmerksamer Tieren gegenüber zu sein.
"Meer"
ist ein Arbeitsbuch über das Meer und so ungewöhnlich, dass ich es gerne noch einmal zeigen möchte, obwohl die Besprechung noch recht frisch ist. Das Buch von der Gestaltung her schon ein Kunstwerk für sich und es bietet viele Stunden Beschäftigungsspaß. Es kann gebastelt, gemalt aber auch unglaublich viel geforscht werden. Ein tolles Buch für das Reisegepäck oder zur Beschäftigung zuhause.
"Stadtbär"
ist ein Buch, das in einer lustigen Geschichte die Landflucht der Tiere thematisiert. Die Illustrationen sind herausragend: Witzig und farbintensiv. Obwohl die Tiere in dem Buch sprechen und denken, lädt die Geschichte dazu ein, darüber nachzudenken, wie der Fuchs beispielsweise in die Stadt gekommen ist und warum er sich hier offenbar wohler fühlt als im Wald.
"Mio war da"
ist ein besonderes Geschenk für frisch Eingeschulte, weil es zeigt, wie verschieden Familien sein können und dass jedes Zuhause anders ist. Auch wenn die Einschulung in diesem Jahr vielleicht ungewöhnlich sein wird: Irgendwann werden die Kinder wieder mit vielen anderen Kindern aus verschiedenen Familien zusammen in einer Klasse sitzen und es ist gut zu wissen, dass die Lebenswelten unterschiedlich sind.
Unsere Buchtipps sind Empfehlungen der Buchhandlung Schwericke in Lichterfelde. Der Laden liegt direkt am S-Bahnhof Botanischer Garten. Natascha, im Team verantwortlich für den Bereich Kinder- und Jugendbuch, stellt an dieser Stelle jede Woche eine Neuerscheinung oder einen gut abgelagerten „Mustread“ vor.
Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit (Karl Valentin)
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